Warum ein Gmail-Backup mehr als nur Vorsicht ist
Die meisten Nutzer verlassen sich blind darauf, dass ihre E-Mails in der Cloud sicher aufgehoben sind. Doch die Realität sieht anders aus: Konten können kompromittiert werden, versehentliche Löschungen passieren häufiger als gedacht, und Googles automatische Aufbewahrungsrichtlinien sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Ein lokales Backup im MBOX-Format gibt dir die absolute Kontrolle zurück – unabhängig von Internetverbindung, Serverausfällen oder Richtlinienänderungen.
Das MBOX-Format ist dabei der heimliche Champion unter den E-Mail-Archivierungsformaten. Es handelt sich um einen offenen Standard, der von nahezu allen E-Mail-Clients gelesen werden kann – von Thunderbird über Apple Mail bis hin zu spezialisierten Archivierungstools. Anders als proprietäre Formate bist du damit für die Zukunft gerüstet.
Google Takeout: Dein Schlüssel zum kompletten E-Mail-Archiv
Google Takeout ist ein kostenloses Tool, das es ermöglicht, praktisch alle Google-Daten zu exportieren – das Werkzeug unterstützt 51 Datentypen, darunter E-Mails, Drive-Inhalte, Kalender und Browser-Lesezeichen. Die meisten kennen den Dienst gar nicht, dabei versteckt sich hier ein mächtiges Werkzeug für datenaffine Nutzer. Mit wenigen Klicks kannst du nicht nur deine E-Mails, sondern praktisch alle Google-Daten exportieren – doch heute konzentrieren wir uns auf Gmail.
So erstellst du dein vollständiges Gmail-Backup
Der Prozess ist überraschend einfach, wenn man die richtigen Schritte kennt. Öffne zunächst deinen Browser und navigiere zu takeout.google.com. Du landest auf einer Übersichtsseite, die dir alle verfügbaren Google-Dienste anzeigt. Hier ist Präzision gefragt: Klicke zunächst auf „Auswahl aufheben“, da standardmäßig alle Dienste ausgewählt sind. Das würde zu einem riesigen Download führen, der Stunden oder sogar Tage dauern kann.
Scrolle nun zum Bereich „Mail“ und setze das Häkchen. Jetzt kommt der spannende Teil: Klicke auf den Button „Alle Mail-Daten enthalten“. Hier offenbart sich die wahre Macht dieser Funktion. Du kannst exakt festlegen, welche Label oder Ordner exportiert werden sollen. Willst du wirklich alles? Dann lass die Standardauswahl stehen. Möchtest du nur bestimmte Ordner sichern, etwa geschäftliche Projekte oder wichtige Korrespondenzen? Wähle gezielt aus.
Archivierte Nachrichten und Label werden mitgesichert
Google Takeout exportiert nicht nur deine sichtbaren E-Mails, sondern auch archivierte E-Mails, die du längst vergessen hast. Das ist besonders wertvoll, wenn du alte Korrespondenzen für rechtliche oder nostalgische Zwecke wiederfinden möchtest. Archivierte E-Mails sind dabei besonders tückisch: Sie verschwinden aus dem Posteingang, bleiben aber im System – und viele Nutzer vergessen schlichtweg, dass sie existieren. Mit Google Takeout holst du sie alle zurück an die Oberfläche.
Wichtig zu wissen: Bereits endgültig gelöschte Nachrichten aus dem Papierkorb können nicht wiederhergestellt werden. Nach 30 Tagen werden diese von Gmail dauerhaft entfernt und sind auch durch Google Takeout nicht mehr abrufbar. Plane dein Backup also rechtzeitig, bevor wichtige Nachrichten unwiederbringlich verloren gehen.
Technische Details, die den Unterschied machen
Nach der Auswahl deiner Daten musst du noch einige wichtige Einstellungen vornehmen. Unter „Übermittlungsmethode“ kannst du wählen, ob du einen Download-Link per E-Mail erhalten möchtest oder die Daten direkt in einen Cloud-Speicher wie Google Drive, Dropbox oder OneDrive exportieren willst. Bei der Wahl des richtigen Speicherorts solltest du die Größe deines Postfachs berücksichtigen: Google Drive-Archive werden auf dein Speicherkontingent angerechnet. Bei besonders großen Archiven empfiehlt sich daher der direkte Download oder die Speicherung bei alternativen Cloud-Diensten.
Besonders clever: Du kannst die Häufigkeit des Exports festlegen. Möchtest du nur ein einmaliges Backup? Dann wähle „Einmal exportieren“. Es gibt aber auch die Option, automatische Exporte alle zwei Monate für ein Jahr zu erstellen. So hast du immer ein aktuelles Backup, ohne daran denken zu müssen.

Dateigröße und Format richtig wählen
Bei „Dateityp und Größe“ wird es strategisch. Das MBOX-Format ist bereits vorausgewählt – perfekt. Aber die Archivgröße ist entscheidend: Standardmäßig werden Archive mit maximal 2 GB erstellt. Bei größeren Postfächern bedeutet das mehrere Dateien, was die spätere Verarbeitung komplizierter macht. Du kannst die Größe zwischen 1 GB, 2 GB, 4 GB, 10 GB und maximal 50 GB wählen. Erhöhe die Größe ruhig auf 10 oder sogar 50 GB, wenn dein E-Mail-Archiv entsprechend umfangreich ist.
Die Komprimierung erfolgt automatisch im ZIP-Format. Das reduziert die Dateigröße – E-Mails bestehen hauptsächlich aus Text und lassen sich gut komprimieren. Die tatsächliche Komprimierungsrate hängt stark vom Inhalt deiner E-Mails ab, insbesondere davon, wie viele Anhänge enthalten sind.
Was passiert nach dem Export?
Je nach Größe deines Postfachs kann der Export zwischen wenigen Stunden und mehreren Tagen dauern. Google verarbeitet die Anfrage im Hintergrund, du kannst also ganz normal weiterarbeiten. Sobald dein Archiv fertig ist, erhältst du eine E-Mail mit dem Download-Link oder findest die Dateien im gewählten Cloud-Speicher.
Nach dem Download erhältst du eine oder mehrere ZIP-Dateien. Entpacke diese, und du findest MBOX-Dateien – meist nach Gmail-Labels benannt. Diese Dateien sind das Herzstück deines Backups und enthalten alle E-Mails inklusive Anhänge in einem durchsuchbaren Format.
MBOX-Dateien sinnvoll nutzen
Das Schöne am MBOX-Format: Es ist universell kompatibel. Du kannst die Dateien in Mozilla Thunderbird importieren – dafür gibt es das praktische AddOn „ImportExportTools NG“. Auch Apple Mail auf dem Mac liest MBOX-Dateien nativ. Für Windows-Nutzer bietet sich der kostenlose MailStore Home an, der MBOX-Archive elegant verwaltet und durchsuchbar macht.
Besonders praktisch: Du kannst die MBOX-Dateien auch in ein neues Gmail-Konto oder einen anderen E-Mail-Provider importieren. So lässt sich ein kompletter Umzug deiner digitalen Kommunikationshistorie bewerkstelligen, ohne auch nur eine einzige Nachricht zu verlieren.
Profi-Tipps für das perfekte E-Mail-Backup
Speichere dein Backup an mindestens zwei verschiedenen Orten – etwa auf einer externen Festplatte und in einem verschlüsselten Cloud-Speicher. Die 3-2-1-Regel gilt auch für E-Mails: Drei Kopien, zwei verschiedene Medien, eine davon extern.
Überprüfe dein Backup nach dem Download. Öffne zufällig ausgewählte MBOX-Dateien in einem E-Mail-Client und stelle sicher, dass sowohl alte als auch neue Nachrichten korrekt exportiert wurden. Besonders bei Anhängen solltest du stichprobenartig testen, ob diese vollständig und intakt sind.
Wiederhole den Export regelmäßig, mindestens quartalsweise. E-Mail-Archive sind dynamisch – neue wichtige Nachrichten kommen ständig hinzu. Ein veraltetes Backup ist im Ernstfall nur halb so viel wert wie ein aktuelles.
Grenzen von Google Takeout kennen
So nützlich Google Takeout für gelegentliche Exporte ist, solltest du dir bewusst sein, dass es keine vollwertige Backup-Lösung für geschäftliche Anforderungen darstellt. Das Tool bietet keine automatischen Sicherheits- und Wiederherstellungsfunktionen für den Fall plötzlicher Löschungen oder Angriffe. Die Anzahl der notwendigen Schritte ist relativ hoch, und das Backup erfolgt nicht inkrementell – bei jedem Export werden alle Daten neu gesichert, nicht nur die Änderungen seit dem letzten Backup.
Für geschäftliche Konten solltest du rechtliche Aufbewahrungsfristen beachten. In Deutschland gelten für bestimmte geschäftliche Korrespondenzen Aufbewahrungspflichten von bis zu zehn Jahren. Ein lokales MBOX-Backup kann diese Anforderungen erfüllen und gibt dir die Sicherheit, auch Jahre später noch auf wichtige Dokumente zugreifen zu können. Allerdings ist für kontinuierliche geschäftliche Backup-Anforderungen eine spezialisierte Lösung oft die bessere Wahl.
Die Kontrolle über deine digitale Korrespondenz zurückzugewinnen, ist einfacher als gedacht. Google Takeout macht es möglich, deine gesamte Gmail-Historie mit wenigen Klicks zu sichern – ein unterschätztes Werkzeug für den privaten Gebrauch und gelegentliche Datensicherungen.
Inhaltsverzeichnis
