Supermarkt-Warnung: Der versteckte Zucker-Trick in gesunden Keksen, den 9 von 10 Käufern übersehen

Die Regale in den Supermarktgängen quellen über vor Kekspackungen, die mit grünen Farben, Getreideähren und Versprechen von Gesundheit locken. Doch hinter der verlockenden Fassade verbirgt sich oft eine Realität, die wenig mit ausgewogener Ernährung zu tun hat. Trockene Kekse werden zunehmend als gesunde Snackalternative vermarktet – ein Trend, der Verbraucher systematisch in die Irre führt.

Die Illusion der gesunden Zwischenmahlzeit

Wenn auf einer Verpackung das Wort „Vollkorn“ prangt, aktiviert das bei vielen Käufern automatisch positive Assoziationen. Vollkorn steht für Ballaststoffe, für Nährstoffe, für bewusste Ernährung. Doch die Realität sieht anders aus: Ein Blick auf die Zutatenliste offenbart häufig, dass der Vollkornanteil minimal ist, während Zucker und gehärtete Fette die Hauptrollen spielen. Manche Produkte enthalten lediglich einen kleinen Prozentsatz Vollkornmehl, dürfen aber trotzdem mit dem Begriff werben – eine rechtliche Grauzone, die Hersteller geschickt ausnutzen.

Das eigentliche Problem liegt in der fehlenden Regulierung: Es gibt keine gesetzliche Definition für Vollkorn, die festlegt, ab wann ein Produkt tatsächlich als vollkornhaltig bezeichnet werden darf. Während manche Länder strenge Mindestanteile vorschreiben, existieren in Deutschland keine verbindlichen Richtwerte. Das Ergebnis: Kekse mit geringem Vollkornmehlanteil und überwiegend raffiniertem Weißmehl können durchaus als Vollkornprodukt beworben werden.

Ballaststoffe als Verkaufsargument

Ein weiterer beliebter Marketingtrick ist die Bewerbung als „ballaststoffreich“. Tatsächlich fügen Hersteller den Keksen häufig isolierte Ballaststoffe wie Inulin oder Oligofruktose hinzu. Diese erfüllen zwar technisch die Anforderungen für eine entsprechende Kennzeichnung, haben aber nicht dieselbe gesundheitliche Wirkung wie natürlich vorkommende Ballaststoffe aus Vollkorngetreide, Obst oder Gemüse.

Die zugesetzten Ballaststoffe dienen primär dazu, eine gesundheitsbezogene Angabe auf der Verpackung platzieren zu können. Der Zuckergehalt bleibt davon unberührt – und der liegt bei vielen dieser vermeintlich gesunden Kekse bei erschreckenden 25 bis 35 Gramm pro 100 Gramm Produkt. Die WHO empfiehlt maximal 25 Gramm freien Zucker pro Tag für Erwachsene – eine Menge, die mit einer Handvoll dieser Kekse bereits erreicht ist.

Die Magie des Wortes „natürlich“

Besonders perfide ist die Verwendung des Begriffs „natürlich“ auf Keksverpackungen. Dieser suggeriert, dass das Produkt frei von künstlichen Zusätzen ist und aus hochwertigen, ursprünglichen Zutaten besteht. Doch auch hier gibt es keine rechtlich geschützte Definition. Palmöl ist beispielsweise ein „natürliches“ Fett – auch wenn es in hohen Mengen gesundheitlich bedenklich ist und seine Produktion verheerende ökologische Folgen hat.

Zucker bleibt Zucker, egal ob er als Rohrzucker, Agavendicksaft, Reissirup oder Apfelsaftkonzentrat auf der Zutatenliste steht. Die Verwendung alternativer Süßungsmittel erweckt den Eindruck eines bewussteren Produkts, während der Gesamtzuckergehalt identisch oder sogar höher ausfällt als bei konventionellen Keksen. Diese Täuschung funktioniert, weil Verbraucher exotisch klingende Zutaten automatisch als gesünder wahrnehmen.

Fettfallen in der Trockenmasse

Während der Zuckergehalt zumindest in der Nährwerttabelle erkennbar ist, bleibt die Fettzusammensetzung oft im Verborgenen. Viele trockene Kekse enthalten 15 bis 25 Prozent Fett – vorwiegend gesättigte Fettsäuren aus Palmöl, Kokosfett oder Butter. Diese Fette sind nicht per se schädlich, in diesen Mengen und in Kombination mit hohem Zuckergehalt jedoch alles andere als gesundheitsfördernd.

Besonders problematisch wird es, wenn auf der Packung mit „reduziertem Fettgehalt“ geworben wird. In solchen Fällen wurde das Fett häufig durch noch mehr Zucker ersetzt, um den Geschmack zu kompensieren. Das Produkt ist dann zwar tatsächlich fettärmer, aber nicht automatisch gesünder – eine Tatsache, die in der Werbung verschwiegen wird.

Portionsgrößen als optische Täuschung

Ein weiterer geschickter Kniff liegt in der Angabe der Nährwerte pro Portion statt pro 100 Gramm. Wenn eine Portion mit 20 Gramm angegeben wird, obwohl niemand tatsächlich nach zwei kleinen Keksen aufhört, entsteht eine verzerrte Wahrnehmung. Die 6 Gramm Zucker pro Portion klingen harmlos – dass man damit bereits einen erheblichen Anteil der empfohlenen Tagesdosis erreicht hat, wenn man eine normale Menge isst, wird verschleiert.

Diese Praxis ist besonders bei Produkten verbreitet, die sich an gesundheitsbewusste Käufer richten. Die Angabe pro Portion ist zwar zusätzlich zur 100-Gramm-Angabe verpflichtend, wird aber optisch deutlich prominenter platziert. Wer nicht genau hinschaut, fällt auf diese Darstellung herein und wiegt sich in falscher Sicherheit.

Grüne Verpackungen, leere Versprechen

Die visuelle Gestaltung der Verpackungen spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung. Grüne und braune Farbtöne, Abbildungen von Getreidefeldern, stilisierte Blätter und rustikale Schriftarten vermitteln Natürlichkeit und Gesundheit. Diese Designelemente sind kein Zufall, sondern Ergebnis psychologischer Marketing-Forschung.

Verbraucher stufen Produkte in grüner Verpackung häufig automatisch als gesünder ein – unabhängig vom tatsächlichen Inhalt. Dieser Effekt wird systematisch ausgenutzt. Selbst wenn die Zutatenliste keine gesundheitlichen Vorteile bietet, sorgt die Verpackungsgestaltung für eine positive Wahrnehmung und damit für Kaufentscheidungen, die auf falschen Annahmen basieren.

Was Verbraucher tun können

Der erste Schritt zu bewussteren Kaufentscheidungen liegt im kritischen Lesen der Zutatenliste. Diese ist nach Gewichtsanteilen sortiert – was ganz vorne steht, ist mengenmäßig am stärksten vertreten. Wenn Zucker oder Fett unter den ersten drei Zutaten auftauchen, sollten die Alarmglocken läuten, egal welche Gesundheitsversprechen auf der Vorderseite stehen.

Die Nährwerttabelle verrät die ganze Wahrheit: Ein Blick auf Zucker-, Fett- und Salzgehalt pro 100 Gramm ermöglicht einen objektiven Vergleich zwischen Produkten. Werte über 20 Gramm Zucker oder 15 Gramm Fett pro 100 Gramm sollten kritisch hinterfragt werden – insbesondere bei Produkten, die als gesund beworben werden.

Misstrauen ist angebracht bei vagen Formulierungen wie „mit Vollkorn“, „enthält Ballaststoffe“ oder „natürliche Zutaten“. Diese Aussagen sind rechtlich meist abgesichert, sagen aber nichts über die tatsächliche Qualität des Produkts aus. Nur konkrete Angaben wie „aus 100 Prozent Vollkornmehl“ oder „ohne Zuckerzusatz“ bieten echte Orientierung.

Die Verantwortung der Lebensmittelindustrie

Die beschriebenen Marketingpraktiken sind legal, ethisch jedoch fragwürdig. Sie nutzen die Informationslücken und das mangelnde Ernährungswissen vieler Verbraucher gezielt aus. Besonders problematisch wird es, wenn solche Produkte gezielt an Eltern vermarktet werden, die ihren Kindern etwas Gutes tun möchten und dabei auf vermeintlich gesunde Alternativen zurückgreifen.

Eine klarere Kennzeichnungspflicht und strengere Regelungen für gesundheitsbezogene Angaben wären notwendig, um Verbraucher besser zu schützen. Solange diese fehlen, liegt es an jedem Einzelnen, sich die Zeit zu nehmen und Produkte kritisch zu hinterfragen. Trockene Kekse sind in Maßen genossen ein akzeptabler Snack – aber eben kein Gesundheitsprodukt, egal was die Verpackung verspricht.

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