Wer im Supermarktregal nach Ketchup greift, denkt meist nicht weiter über die genaue Bezeichnung auf der Flasche nach. Dabei verbirgt sich hinter Begriffen wie Tomatenketchup, Gewürzketchup oder einfach nur Ketchup weit mehr als bloße Marketing-Spielerei. Die Verkaufsbezeichnung ist rechtlich genau geregelt und gibt präzise Auskunft darüber, welche Zutaten und in welcher Menge in der jeweiligen Flasche enthalten sind. Für alle, die Wert auf Qualität legen oder aus gesundheitlichen Gründen bestimmte Inhaltsstoffe meiden möchten, lohnt sich ein genauerer Blick auf diese oft übersehenen Details.
Die rechtliche Grundlage: Warum die Bezeichnung keine Nebensache ist
In Deutschland und der gesamten EU unterliegt die Bezeichnung von Lebensmitteln strengen rechtlichen Vorgaben. Bei Ketchup gibt es keine einheitliche EU-Verordnung, weshalb nationale Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs die Richtung vorgeben. Diese Leitsätze sind zwar nicht rechtsverbindlich, dienen aber Gerichten und Überwachungsbehörden als Orientierung und definieren, was Verbraucher von einem Produkt erwarten dürfen. Die Verkehrsbezeichnung muss klar, sachlich und allgemein verständlich sein. Die Verkaufsbezeichnung ist somit kein willkürlich gewählter Name, sondern muss der tatsächlichen Zusammensetzung entsprechen.
Tomatenketchup: Der Klassiker mit klaren Vorgaben
Die Bezeichnung Tomatenketchup ist die geläufigste und steht für ein Produkt, das überwiegend aus Tomaten besteht. Laut den Leitsätzen des Bundesverbands der Deutschen Feinkostindustrie muss der Anteil des Tomatenmarks an der Gesamtmenge Tomatenmarkanteil mindestens 25 Prozent betragen. Dies entspricht einem Tomatentrockenmassenanteil von mindestens sieben Prozent. Das bedeutet praktisch: Ein erheblicher Teil des Produkts besteht tatsächlich aus Tomatenmark oder Tomatenpüree, nicht nur aus Wasser und Aromastoffen.
Zusätzlich dürfen Zucker oder andere Süßungsmittel, Essig oder Säuerungsmittel, Salz, Gewürze und Gewürzextrakte sowie Verdickungsmittel zur Konsistenz enthalten sein. Der Tomatenketchup gilt als Premiumvariante unter den Ketchup-Sorten, da hier der Tomatenanteil am höchsten ist. Wer also ein Produkt mit möglichst authentischem Tomatengeschmack sucht, sollte gezielt nach dieser Bezeichnung Ausschau halten.
Gewürzketchup: Mehr Spielraum bei den Zutaten
Anders verhält es sich bei der Bezeichnung Gewürzketchup. Dieser Begriff signalisiert bereits, dass der Fokus nicht ausschließlich auf der Tomate liegt. Bei Gewürzketchup gibt es keine Mindestanforderungen Tomatenanteil. Die Rezepturen für spezielle Ketchupsorten wie Gewürzketchup sind reine Angelegenheit des Herstellers. Das ist ein gewaltiger Unterschied zum Tomatenketchup und erklärt, warum Gewürzketchup oft deutlich günstiger angeboten wird.
Gewürzketchup ist definiert als eine Sorte, deren Zutaten über normalen Tomatenketchup hinausgehen, etwa durch Zusatz von Gurken, Paprika oder Chilischoten. Hier können weitere Zutaten eine prominentere Rolle spielen: höherer Anteil an Zucker oder Zuckerersatzstoffen, stärkere Verwendung von Verdickungsmitteln, intensivere Würzung durch Gewürze, Aromen und Gewürzextrakte sowie gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe zur Geschmacksoptimierung.
Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist der niedrigere Tomatenanteil durchaus relevant. Tomaten liefern wertvolle Nährstoffe wie Lycopin, ein Antioxidans, das verstärkt durch die Erhitzung frischer vollreifer Tomaten bei der Verarbeitung freigesetzt wird. Ketchup enthält neben Vitamin C auch dieses wertvolle Carotinoid. Bei Gewürzketchup sind diese natürlichen Inhaltsstoffe entsprechend reduziert, während oft mehr Zucker und Zusatzstoffe zum Einsatz kommen.
Weitere Ketchup-Varianten und ihre Besonderheiten
Neben diesen beiden Hauptkategorien finden sich im Handel weitere Varianten, deren Bezeichnungen ebenfalls Aufschluss über die Zusammensetzung geben. Curryketchup wird in der Regel den Gewürzketchups zugeordnet und ist eine Variante, bei der Tomatenketchup um Curry-Würzmischungen ergänzt wird. Curryketchup ist zumeist relativ scharf und erfreut sich besonders bei Pommes und Bratwurst großer Beliebtheit.
Bei Produkten mit Bezeichnungen wie Tomatensauce nach Art eines Ketchups oder ähnlichen Umschreibungen ist Vorsicht geboten. Solche Formulierungen deuten darauf hin, dass das Produkt die Standards für Tomatenketchup oder Gewürzketchup nicht erfüllt. Möglicherweise liegt der Tomatenanteil noch niedriger, oder es wurden Zutaten verwendet, die bei klassischem Ketchup nicht üblich sind.

Der Blick auf die Zutatenliste: Was wirklich zählt
Die Verkaufsbezeichnung allein liefert bereits wichtige Informationen, doch die Zutatenliste vervollständigt das Bild. Hier sind die Inhaltsstoffe in absteigender Reihenfolge nach ihrem Gewichtsanteil aufgeführt. Bei hochwertigem Tomatenketchup sollten Tomaten oder Tomatenmark an erster Stelle stehen, gefolgt von Zucker und Essig.
Steht hingegen Zucker an erster Position, handelt es sich um ein sehr zuckerhaltiges Produkt. Gerade für Familien mit Kindern oder Menschen, die ihren Zuckerkonsum reduzieren möchten, ist dieser Aspekt entscheidend. In allen untersuchten Ketchup-Sorten stecken mehr als zehn Prozent Zucker, wobei einzelne Produkte sogar 33 Prozent Zuckeranteil aufweisen. Das entspricht deutlich mehr als 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm, was fast fünf Teelöffel entspricht.
Zusatzstoffe erkennen und einordnen
Neben den Hauptzutaten lohnt sich auch ein Blick auf mögliche Zusatzstoffe. Häufig finden sich Verdickungsmittel wie Guarkernmehl oder Xanthan für die gewünschte Konsistenz, Säuerungsmittel wie Citronensäure zusätzlich zum Essig, Konservierungsmittel allerdings seltener durch den natürlichen Zuckergehalt und Säure sowie Aromen zur Geschmacksverstärkung, besonders bei Gewürzketchup. Der Zusatz von Verdickungsmitteln, Stärke und Konservierungsmitteln ist bei Ketchup gesetzlich erlaubt. Diese Zusatzstoffe sind in der EU zugelassen und gelten als unbedenklich, dennoch bevorzugen viele Verbraucher Produkte mit möglichst kurzer Zutatenliste.
Preisunterschiede verstehen und einordnen
Die deutlichen Preisunterschiede zwischen verschiedenen Ketchup-Produkten sind nun leichter nachvollziehbar. Ein Tomatenketchup mit 25 Prozent Tomatenmarkanteil erfordert deutlich mehr Rohware als ein Gewürzketchup, bei dem die Rezeptur vom Hersteller frei bestimmt werden kann. Tomatenmark und hochwertige Tomaten haben ihren Preis, während Wasser, Zucker und Verdickungsmittel vergleichsweise günstig sind.
Das bedeutet nicht automatisch, dass teurere Produkte immer besser sind, aber die Verkaufsbezeichnung erklärt zumindest einen Teil der Preisdifferenz. Wer bewusst einkaufen möchte, sollte Preis und Bezeichnung gemeinsam betrachten und abwägen, welche Qualität für den eigenen Bedarf angemessen ist. Manchmal steckt hinter einer günstigen Eigenmarke vom Discounter durchaus ein solider Tomatenketchup, während manches teure Markenprodukt nur ein aufgemachter Gewürzketchup ist.
Praktische Tipps für den nächsten Einkauf
Mit diesem Wissen lässt sich der nächste Supermarktbesuch gezielter gestalten. Zuerst sollte die genaue Verkaufsbezeichnung auf der Vorderseite geprüft werden: Steht dort Tomatenketchup oder nur Gewürzketchup? Dann empfiehlt sich ein Studium der Zutatenliste: Welche Zutat steht an erster Stelle? Der Zuckergehalt in der Nährwerttabelle sollte kontrolliert werden, da er oft über zehn Prozent liegt. Bei Unverträglichkeiten oder Allergien lohnt sich das gezielte Suchen nach Zusatzstoffen. Mehrere Produkte zu vergleichen hilft dabei, ein Gefühl für die Unterschiede zu entwickeln.
Besonders bei Produkten für Kinder empfiehlt sich die bewusste Wahl eines Tomatenketchups mit höherem Tomatenanteil und möglichst reduziertem Zuckergehalt. Einige Hersteller bieten mittlerweile auch Varianten mit alternativen Süßungsmitteln oder reduziertem Zuckeranteil an, die dann entsprechend gekennzeichnet sein müssen.
Transparenz als Verbraucherrecht
Die gesetzlich vorgeschriebenen Bezeichnungen sind letztlich ein Instrument des Verbraucherschutzes. Sie sollen sicherstellen, dass Käufer nicht getäuscht werden und genau das bekommen, was sie erwarten. Wer die Unterschiede zwischen Tomatenketchup und Gewürzketchup kennt, kann informierte Entscheidungen treffen und erhält mehr Wert für sein Geld.
Die Lebensmittelindustrie arbeitet ständig an neuen Produktvarianten, und der Markt entwickelt sich kontinuierlich weiter. Dennoch bleiben die grundlegenden Kategorien bestehen, und das Wissen um ihre Bedeutung verliert nicht an Relevanz. Verbraucher, die sich mit den Verkaufsbezeichnungen auskennen, durchschauen Marketing-Strategien leichter und lassen sich weniger von bunten Etiketten oder vagen Versprechungen beeinflussen. Am Ende zählt, was tatsächlich in der Flasche steckt, und das verrät die korrekte Bezeichnung präziser als jeder Werbeslogan. Mit diesem Durchblick wird der Griff ins Supermarktregal zur bewussten Entscheidung statt zur reinen Gewohnheit.
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