Wer kennt das nicht: Das Tablet wird in der Familie zum Zankapfel, weil jeder seine eigenen Apps, Lesezeichen und Einstellungen haben möchte. Die gute Nachricht ist, dass Android-Tablets eine clevere Lösung für dieses Problem bieten, die viele Nutzer gar nicht kennen. Seit Android 5 Lollipop könnt ihr auf eurem Android-Tablet mehrere vollwertige Benutzerkonten einrichten – ähnlich wie auf einem Desktop-Computer.
Warum mehrere Benutzerkonten auf dem Tablet Sinn machen
Die Mehrbenutzer-Funktion schafft vollständig getrennte digitale Bereiche auf einem einzigen Gerät. Eure Kinder haben ihre eigene, altersgerechte App-Sammlung und können nicht versehentlich eure Arbeits-E-Mails löschen. Euer Partner hat seine eigenen Social-Media-Accounts dauerhaft eingeloggt, ohne dass ihr euch ständig ab- und wieder anmelden müsst. Genau diese Trennung macht den Alltag mit einem gemeinsam genutzten Tablet deutlich entspannter.
Jedes Profil funktioniert wie ein eigenständiges Tablet mit individuellen Einstellungen, separatem Speicher für Fotos und Dokumente sowie persönlichen App-Installationen. In jedem Konto werden nur die eigenen E-Mails, Kontakte, Spielstände und Apps angezeigt. Das bedeutet auch mehr Privatsphäre – niemand kann einfach so in euren Browser-Verlauf schauen oder eure privaten Nachrichten lesen.
So richtet ihr mehrere Nutzerprofile ein
Die Einrichtung ist überraschend unkompliziert, auch wenn sich die genauen Menübezeichnungen je nach Hersteller leicht unterscheiden können. Bei den meisten Android-Tablets findet ihr die Option unter Einstellungen > System > Mehrere Nutzer. Bei Samsung-Geräten navigiert ihr zu Einstellungen > Konten und Sicherung > Benutzer.
Wenn ihr den Bereich gefunden habt, tippt auf „Nutzer hinzufügen“. Android fragt euch dann, ob ihr einen vollwertigen Nutzer oder ein eingeschränktes Profil erstellen möchtet. Für Familienmitglieder empfiehlt sich in der Regel ein vollständiger Nutzer-Account.
Der erste Start eines neuen Profils
Beim ersten Wechsel zu einem neu angelegten Profil durchlauft ihr einen Mini-Einrichtungsprozess, der an die erste Inbetriebnahme eines neuen Geräts erinnert. Das neue Profil startet komplett leer – keine Apps außer den vorinstallierten System-Apps, keine Kontakte, keine Fotos. Der Nutzer kann sein eigenes Google-Konto verknüpfen oder das Tablet auch ohne Google-Account verwenden.
Ein wichtiger Hinweis: Der Hauptnutzer, also das erste Profil das beim Setup des Tablets erstellt wurde, erhält den Status als Eigentümer und behält administrative Rechte. Nur der Eigentümer darf bei Android alle Einstellungen des Geräts verwalten. Insbesondere kann nur dieses Profil andere Nutzerkonten löschen und anlegen, Apps von anderen Nutzerkonten entfernen, das Gerät auf Werkseinstellungen zurücksetzen und Systemeinstellungen ändern. Das ist besonders praktisch für Eltern, die die Kontrolle über die Tablet-Nutzung behalten möchten.
Zwischen Benutzern wechseln – schneller als gedacht
Der Wechsel zwischen Profilen geht erstaunlich flott. Ihr habt mehrere Möglichkeiten: Über die Schnelleinstellungen wischt ihr vom oberen Bildschirmrand nach unten und tippt auf das Benutzersymbol. Vom Sperrbildschirm aus erscheint oft ein kleines Symbol, über das ihr direkt den Nutzer auswählen könnt. Alternativ führt auch der klassische Weg über das System-Menü in den Einstellungen zum Ziel.
Beim Wechsel müsst ihr jeweils euren eigenen PIN, das Muster oder Passwort eingeben. Die laufenden Apps des vorherigen Nutzers werden dabei pausiert – nicht geschlossen. Wenn ihr zurückwechselt, sind alle Apps noch da, wo ihr sie verlassen habt. Das klappt allerdings nur, wenn genug RAM vorhanden ist. Bei Tablets mit wenig Arbeitsspeicher können Apps im Hintergrund automatisch geschlossen werden.
Gastmodus für gelegentliche Nutzer
Neben vollwertigen Nutzerprofilen bietet Android auch einen Gastmodus. Dieser eignet sich perfekt, wenn jemand euer Tablet nur kurz verwenden möchte – etwa ein Freund, der schnell etwas nachschauen will. Der Gastmodus ist temporär und hinterlässt nach dem Löschen keine Spuren auf dem Gerät.

Der Gast hat eingeschränktere Funktionen als vollständige Profile und ist für eine kurze Nutzung gedacht. Er unterstützt zwar die Anmeldung bei einem Google-Konto, um auf Apps und Dienste wie E-Mail, Anrufe und Nachrichten zuzugreifen, bietet aber nicht die vollständige Funktionalität eines normalen Benutzerprofils. Nach der Nutzung löscht ihr das Gastprofil einfach, und alle Daten werden entfernt. Beim nächsten Gast startet ihr wieder mit einem frischen, leeren Profil.
Eingeschränkte Profile für Kinder
Eine besonders interessante Funktion sind eingeschränkte Profile für Kinder, die manche Android-Versionen unterstützen. Diese Funktion ist nur auf Tablets und einigen spezialisierten Geräten verfügbar. Hier werden Konten verwendet, die auf dem übergeordneten Nutzer basieren. Als Hauptnutzer könnt ihr genau festlegen, welche Apps im eingeschränkten Profil verfügbar sind. Das ist ideal für kleinere Kinder, die nur auf bestimmte Spiele oder Lern-Apps zugreifen sollen.
Die Verfügbarkeit dieser Funktion hängt allerdings vom Hersteller ab. Bei Google Pixel-Tablets und vielen anderen Herstellern findet ihr die Option noch, während manche Hersteller auf alternative Lösungen setzen.
Speicherplatz und Performance im Blick behalten
Jedes Benutzerprofil belegt eigenen Speicherplatz. Wenn vier Familienmitglieder jeweils WhatsApp, Spotify und Netflix installieren, sind das schon zwölf App-Installationen statt drei. Dazu kommen die jeweiligen Daten wie heruntergeladene Musik oder Offline-Videos.
Bei Tablets mit 64 GB Speicher kann es da schnell eng werden. Achtet darauf, dass jeder Nutzer nur die Apps installiert, die er wirklich braucht. Als Hauptnutzer könnt ihr übrigens in den Einstellungen einsehen, wie viel Speicher jedes Profil belegt.
Auch die Performance kann leiden, wenn zu viele Profile gleichzeitig aktiv sind. Apps laufen im Hintergrund weiter, auch wenn ein anderer Nutzer das Tablet gerade verwendet. Bei älteren Geräten mit schwächerer Hardware merkt man das manchmal durch Ruckler oder längere Ladezeiten.
Praktische Tipps für den Alltag
Nach mehreren Jahren Erfahrung mit Mehrbenutzer-Tablets haben sich ein paar Best Practices herauskristallisiert. Vergebt klare Namen für die Profile – „Papa“, „Mama“, „Laura“ ist besser als „Nutzer 1“, „Nutzer 2“. Das klingt banal, verhindert aber Verwechslungen.
Nutzt unterschiedliche Sperrbildschirm-Hintergründe für jedes Profil. So seht ihr auf den ersten Blick, in welchem Account ihr gerade angemeldet seid. Das verhindert peinliche Situationen, in denen ihr versehentlich im Account eurer Partnerin eine Nachricht verschickt. Richtet für euch selbst einen Zweit-Account ein, wenn ihr das Tablet beruflich und privat nutzt. Die strikte Trennung zwischen Arbeits- und Freizeit-Apps hilft enorm dabei, nach Feierabend wirklich abzuschalten.
Wenn Probleme auftreten
Manchmal lässt sich ein Profil nicht löschen oder der Wechsel zwischen Nutzern funktioniert nicht. In den meisten Fällen hilft ein Neustart des Tablets. Hartnäckigere Probleme löst ihr oft, indem ihr das betroffene Profil im abgesicherten Modus öffnet – dazu haltet ihr beim Einschalten die Leiser-Taste gedrückt.
Falls ein Profil komplett hängt und sich nicht mehr öffnen lässt, könnt ihr es als Hauptnutzer notfalls löschen. Dabei gehen allerdings alle Daten dieses Profils verloren. Regelmäßige Backups der wichtigsten Daten in der Cloud sind deshalb keine schlechte Idee.
Die Mehrbenutzer-Funktion zeigt, wie durchdacht Android als Tablet-Betriebssystem inzwischen ist. Sie verwandelt ein einzelnes Gerät in einen persönlichen Bereich für die ganze Familie, ohne dass jeder ein eigenes Tablet braucht. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase möchte man diese Flexibilität nicht mehr missen.
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